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Los 247

Willikens, Ben

Schätzpreis:

1.000 € - 2.000 €

Zuschlagspreis:

5.000 €

Beschreibung:

Leipzig, geboren 1939
80 x 63 cm., R.
"Spind Nr. 43", 1971. Acryl auf Hartfaserplatte. In Faserstift rückseitig signiert, datiert und betitelt.
Atelier des Künstlers. - Privatsammlung Professor Dr. Karin von Maur, Stuttgart, ehemals stellvertretende Direktorin der Staatsgalerie Stuttgart. Dort 1971 erworben.
"Prägend wurde 1969 ein einjähriger Krankenhausaufenthalt. Das in den 1960er Jahren noch übliche Anstaltsinventar wie Metallspinde, Spülen, Handwaschbecken, Badewannen, Bahren, nummerierten Betten, Rollstühle, aber auch Säle mit nackten Glühbirnen oder Milchglas-Kugellampen erhält durch die technische Präzision seiner Wiedergabe eine ungewöhnliche plastische Präsenz. Durch seine hervorgehobene Stellung im Bildraum, nehmen diese banalen, auf die reine Zweckform reduzierten Anstaltsobjekte eine symbolische, ja nahezu sakrale Bedeutsamkeit an. Es sind Sinnbilder für das Antiprivate, für die absolute Anonymität, für Hygiene, Ordnung und Sauberkeit, die aber auch mit Unterordnung des Einzelnen unter ein dogmatisches Regelwerk von Vorschriften und Verordnungen einhergeht. In diesem System wird der Mensch zum Anonymus. Folgerichtig blendet Willikens ihn aus, zumal die alltäglichen Objekte für ihn sprechen: Sie fungieren als stumme Zeugen des Ausgeliefertseins und Entfremdung des namenlosen Insassen in dieser normierten, anstaltshaft verwalteten Welt. Die formale Perfektion und der Nuancenreichtum seiner Grauton-Malerei ebenso wie seine subtile Lichtregie bewirken ein ambivalentes Gefühl zwischen ästhetischer Anziehung und inhaltlicher Abschreckung". Karin von Maur, "Zwischen Farbe und Form - 60 Jahre Kunst in und aus Baden-Württemberg", Stuttgart 2012, S. 112